Erkenntnis geht (spiralförmig?) immer weiter. So auch bei mir. Bereits zwei Tage später nach „Schein oder Sein“ sehe ich, dank vielen inneren Einblicken und heilsamen Gesprächen mit Thomas, tiefer. So erschien mir der geschriebene Beitrag irgedwie als unvollständig. Heute früh offenbarte mir das Herz eine tiefere Wahrheit. Und ich fragte mich: War das, was sich vor zwei Tagen erkannt hat, dann falsch? Nein. Denn ohne die Rückschau #1 gäbe es auch nicht die Rückschau #2 jetzt:)
Erkenntnis-Fragmente
Es erfordert irgendwie tiefe Demut, bei der bereits gewonnenen Erkenntnis nicht stehenzubleiben. Erst wenn ich weiter gehe, genauer gesagt mich durch zufällige Funde des Lebens weiter treiben lasse, wird sich eine weitere (tiefere?/ höhere?) Perspektive eröffnen. So war es jedenfalls diesmal.
Vor zwei Tagen habe ich einige tiefe Schmerzen meines verletzten inneren Kindes durchlitten. Ohne sie ist, was nach wie vor meine tiefe Überzeugung ist, ein allmähliches Heilen nicht möglich. Denn alles unbewusst Erlebte verlangt zumindest nach einem bewussten, (an)erkennenden Blick. Ansonsten ist es wie auf folgendem Bild: Ich als Blatt renne vor meinem eigenen Schatten-Monster weg, ohne zu merken, was mir eigentlich Angst einjagt; und ohne zu merken, dass das wovor ich wegrenne, ein Teil von mir ist, der mir im Rücken sitzt;) ich wende mich von ihm ab, aber wirklich loswerden kann ich es so nicht;) Denn sobald das Licht ´ungünstig´ fällt, wird mir das Leben mein eigenes Blatt-Schatten-Monster immer und immer wieder spiegeln;)
Realität der Liebe
Hinter den einst erfahrenen Wunden offenbart sich eine tiefer liegende Realität der Liebe, die mir dieses Bild hier offenbarte:
Das Laub, das die Blume noch vor zwei Tagen als größtes Hindernis auf ihrem Weg zur Sonne wahrnahm, sieht nun aus der Perspektive von oben als wunder-vollste Schutzschicht aus, die ihr ihre ganze Wärme und Geborgenheit gespendet, die sie vor nächtlicher Kälte geschützt hat. Ohne ihre geballte Kraft hätte die kleine zarte Blume nicht überlebt.
Nun ist mein Herz erfüllt von Dankbarkeit an meine lieben Eltern und meinen lieben Bruder, an alle Vorfahren und alle Begleiter auf diesem Lebensweg. Ich verneige mich tief vor ihnen in Dankbarkeit und würdige ihre absolute Einzigartigkeit in diesem wunder-vollen Orchester, das sich das Leben nennt. Ich habe dank ihnen erkannt: #1 Das Leben weiß am besten, was es zu meinem Wachstum bedarf; #2 das Leben bevorzugt niemand und benachteiligt niemand, wie es aus kurzsichtiger menschlicher Logik manchmal aussehen mag; #3 das Leben strebt nach harmonischem Ausgleich im Dienste der Harmonie des Ganzen; #4 das Wachstum findet aus der Sicht des Lebens immer und unter allen Umständen statt, auch in den als schmerzhaft erlebten Momenten des Verfalls.
Das Alte in Form des Laubs und das Neue in Form der Blume sind eins. Sie spiegeln die Einheit des Lebens wieder.
So kann ich jetzt im Frieden und tiefster Dankbarkeit auf alles zurückschauen, was war. Ich kann mich, meine Eltern und meinen Bruder in ihrem Licht und in ihrem Schatten annehmen, ohne den Schatten weghaben zu wollen. Er gehört dazu. Wie sonst.
Wow, wie wahr.
Genauso empfinde ich es auch. Gerade heute empfinde ich so viel Dankbarkeit und Mitgefühl für alles was war und was ist.
Vor allem auch für Dich und unsere gegenseitige Begleitung, der Begleitung in die Menschlichkeit.
In Liebe
Thomas