Nous – das Erkennen des göttlichen Geistes durch die Eichhörnchen-„Methode“

Das Substantiv „nous“ (göttlicher Geist, Weltenseele) gibt es bereits seit dem vorphilosophischen Sprachgebrauch. Die denkenden Geister streiten sich darum, was der ursprüngliche Wortstamm ist. Ob es nun „snowos“ (schnüffeln, eine Gefahr wittern) oder „neomai“ (zurückkehren) bzw. „nostros“ (Rückkehr) ist.

Heraklit stellte fest: „Vielwisserei führt nicht zu Verständnis (nous).“

Verständnis erschließt sich, findet zu einem, es muss nicht gesucht werden. So hat es sich mir durch die Beobachtung „unseres gezähmten“ Eichhörnchens und das Lesen des oben verlinkten Artikels auf Wikipedia erschlossen.

Vorsichtige Annäherung – die Ahnung dessen, was mich tatsächlich nährt

Das Eichhörnchen kommt nahezu täglich auf unserem Balkon vorbei, um sich ein bis zwei Nüsse abzuholen. Anfangs haben wir die Nuss (oder Nous?) auf das Balkongeländer gelegt und irgendwann war sie dann weg. Irgendwann kam es und wir konnten es beobachten, als es die Nuss abholte. Dann kam die Zeit, als es sich ankündigte – entweder am Fenster, oder direkt an der Balkontür – wir öffneten die Balkontür und wir legten die Nuss raus, wo sie – mit gutem Abstand – entgegengenommen wurde. Der Abstand verringerte sich zusehends. Vor zwei Tagen hat es sich die Nuss das erste Mal direkt aus der Hand abgeholt und heute war es direkt im Wohnzimmer.

In dieser Annäherungs-Phase gab es auch immer wieder Situationen, wo man wahrnehmen konnte, wie sehr es sich selbst überwand. Wie es trotz der Angst – unter der die Unsicherheit verborgen war – selbst den Mut aufbrachte weiter zu gehen, damit sie die Nuss an sich nehmen konnte.

Analogien auf dem Weg der inneren Erkenntnis

Ganz genauso erleben wir das im Moment bei den Menschen, die von sich aus das Gespräch mit uns suchen. Zuerst sind sie völlig verstört, von der Tatsache, wie man nur so leben kann, so ohne Konzept, ohne Plan, ohne geregelten Tagesablauf, ohne alles, was so wahnsinnig wichtig erscheint. Nichtsdestotrotz bleiben sie eine Weile und hören interessiert zu. Sie lauschen und reflektieren, sie kommen an die Grenzen ihres eigenen Verstandes, sie können nicht verstehen, aber sie bleiben, bis zu einem Punkt, wo ihnen bewusst wird: Wenn ich jetzt noch länger bleibe, fallen Teile meines eigenen Selbst-Bildes in sich zusammen… und dann kommt die Angst. Angst davor, dass das Bild von mir, das ich so gerne vor mir hertrage eigentlich nur ein Bild ist, dass das gar nicht ICH bin. Sondern nur eine Vorstellung, eine Idee, wie ich gerne sein möchte. Wenn diese Erkenntnis durchscheint, wirkt das höchst verunsichernd, weil dann nichts mehr bleibt. An äußeren Erscheinungen bleibt nichts mehr worauf ich mich verlassen kann.

Worauf kann ich mich verlassen?

Ich verlasse mich auf meine innere Kompassnadel. Meine Intuition, das wofür mein Herz schlägt, das wofür ich wirkliche Freude aus dem Herzen heraus empfinde, das mache ich.

„Oh mein Gott, ist das nicht wahnsinnig egoistisch?“ höre ich die Hungergeister schreien…

Nein, ist es nicht! Denn es ist das, wofür ich hier bin: So zu sein, wie ich bin!

Und eben nicht so, wie ich mich gerne sehen will. Da kommt die schmerzhafte Phase der Erkenntnis: Jeder – durch ins Unbewusste abgerutschte – fest gewordene Baustein meiner aufgemauerten Abschirmung meines wahren Wesens, wird wieder auseinander geklopft. Mit jeder schmerzhaften kleinen Erkenntnis stirbt man einen kleinen Tod. Und jeder kleine Tod führt zu mehr Freiheit, zu mehr Freiheit im eignen Denken.

Jeder kleine – mit Schuld und Scham behaftete – Selbst-Bild-Baustein fällt durch liebevolle Annahme immer mehr Teile Deiner Selbst – wie von selbst – in sich zusammen und zeigt Dir mehr und mehr, wie Du tatsächlich bist. Nämlich nicht nur gut, hilfsbereit, zuverlässig, demütig, liebevoll, … sondern eben auch schlecht, hilfsbedürftig, unzuverlässig, hochmütig, aggressiv, …

Für jeden Pol gibt es einen Gegenpol, das ist das Gesetz der Welt. Das ist das Geschenk, dass uns Gott gegeben hat, das wird uns jeden Tag des Lebens gezeigt. Das ist das Leben. Das ist das Erfahrungsfeld auf dem wir alle spielen dürfen. Ein Spielplatz auf dem wir immer wieder die Seiten wechseln, um alle Aspekte des Lebens erfahren zu dürfen.

Was uns häufig daran hindert, dass wir dies jeden Tag voller Freude genießen können, ist, dass wir nicht alle Aspekte von uns annehmen wollen. Für jede abgelehnte Erfahrung in dem bisherigen Leben, speichert sich als ein niedrig schwingendes Teil in unserem System ab. Diese Schwingungen sendet das System in die Umgebung und „sucht“ nach einem passenden anderen Pol, der sich dann zwangsläufig findet. Je mehr dieser niedrig schwingenden Teile durch höher – in der eigenen, sich selbst nährenden – schwingenden Frequenzen erlöst werden, desto mehr schwingt Deine ur-eigene Frequenz und Menschen und Dinge kommen ganz von selbst in Dein Leben, die mit Dir in Harmonie sind. Ein organischer Wechsel vom Senden zum Empfangen hat stattgefunden, ohne dass ein aktives Tun im äußeren Umfeld nötig wäre. Alles erfüllt sich von selbst.

Angst als Wächter der unerlösten Wunden

Die Angst ist das Hinweisschild auf die seelischen Wunden, die Heilung benötigen. Angst versucht die ungesehenen Verletzungen (der Kindheit) weiterhin im Verborgenem zu halten. Wenn der Mut oder die Not so groß ist, die Angst zu überwinden und es zu wagen sich die Begebenheiten, die meist mit Schuld und Scham besetzt sind, anzusehen und zu sich selbst zu sagen: „Ja, auch das ist ein Teil von mir“, dann nimmt die Schwingung und mit ihr die Freiheit zu. Die Freiheit entscheiden zu können, ob ich den mir angetragenen Aufgaben tatsächlich Folge leisten muss oder nicht. Nicht alles, was mir das Leben vor die Füße wirft, muss ich tun. Das wäre Selbst-Geißelung. Wenn mir durch mehr und mehr Selbst-Bewusst-Werdung immer klarer wird, was mich ausmacht, kann ich mehr und mehr dazu stehen und durch den Selbst-Ausdruck immer mehr meine eigene Selbst-Wirksamkeit erleben.

Empfangen statt zu bangen

Sorgen bestimmen das Über-Leben: „Ich sorge mich um meine Zukunft“, „Ich muss mich selbst versorgen“, „Ich sorge mich um meine Kinder“ – ein Leben der Über-Für- und Vor-Sorge, für alles will man sorgen. Doch das Leben ist nur geborgt und es ist für mich gesorgt, jederzeit.

Das Über-Leben wird vom „Ich möchte etwas sein“ fremdbestimmt, das Leben nimmt organisch seinen Lauf, wenn es frei fließen darf. Die Erlaubnis dafür gebe ich mir selbst. Die Erlaubnis so sein zu dürfen, wie ich bin.

Die Eichhörnchen-„Methode“

Das Eichhörnchen hat es erfahren: es ist für mich gesorgt. Es hat sich immer näher herangewagt, ist sich selbst und seiner Angst begegnet. Hat immer wieder Rückzieher gemacht, hat immer wieder einen Ort des Rückzugs gesucht, sich gesammelt und immer wieder neue Versuche gestartet, weil es offensichtlich ist, dass da die Nuss ist, es hier ist und zwischendrin die Angst ist. Ohne Angst ist da kein Hindernis und dem Empfang der Nuss steht nichts im Weg.

So wurde aus dem Eichhörnchen ein Ichhörnchen und aus den Nüssen die Erkenntnüsse.

Aus dem Eichhörnchen wurde ein Eichhorn und vielleicht sogar ein Einhorn, wer weiß, was das Leben noch für Überraschungen auf Lager hat, wenn die Bereitschaft sich in den Spiegel zu schauen da ist…

…und vielleicht können sich die denkenden Geister vorstellen, dass der Ursprung des Wortes „nous“ einer ist. Ein Ursprung aus dem alles hervorgeht und auf den alles zurückgeht.

Die Erfahrung des göttlichen Geistes,
durch das immer wieder neue herantasten,
wie das ängstlich schnüffelnde Eichhörnchen,
immer wieder in sich zurückgezogen und weiter mutig voranschreitend,
wohl wissend, wo sich wahrhaftige Nahrung verbirgt,
im vollen Vertrauen, dass nichts passiert.

In Liebe

Thomas

Das Eichhörnchen in Aktion: https://youtu.be/QVsmE4YvoTo 

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